09.05.2022 "30 Jahre PIKO Spielwaren GmbH"

Im Jahr 2022 feiert die PIKO Spielwaren GmbH ein besonderes Jubiläum. Am 01. Mai 2022 ist es genau 30 Jahre her, dass der Firmenchef Dr. René F. Wilfer zusammen mit seiner Frau, Ortrun D. Wilfer, zum ersten Mal ihr Unternehmen im Sonneberger Ortsteil Oberlind als Eigentümer betreten haben. An diesem Tag vor drei Jahrzehnten war das Unternehmen noch weit davon entfernt, einmal zu einem der bedeutendsten Hersteller für Modellbahnen auf der Welt zu gehören.

Zeit, einen Blick über die Schulter zurück zu werfen und die Entwicklungen der vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen.

„Wie seltsam kreuzen sich doch die Wege des Lebens!“ (Hans Christian Andersen)

Bereits im Jahr 1949 wurde dem Publikum auf der Leipziger Herbstmesse der „Pico Express“ präsentiert. Dabei handelte es sich um ein Modell der Spurgröße H0, welches in Chemnitz, in der ehemaligen DDR, produziert wurde. Nur drei Jahre später wurde die Produktion in das thüringische Sonneberg verlagert, wo sie bis heute beheimatet ist. Doch nicht nur der Standort, auch der Name durchlief eine Veränderung und aus „Pico“ wurde „PIKO“ (PIonier-KOnstruktion). Mit der Bezeichnung als VEB PIKO Sonneberg erschien der Name „PIKO“ zehn Jahre später erstmals im Firmennamen des Unternehmens, welches im Jahr 1981 in das „Kombinat Spielwaren Sonneberg“ eingegliedert wurde. Mit dem Fall der Mauer kamen das Ende als VEB PIKO Sonneberg und die Umfirmierung in die PIKO GmbH Sonneberg. Initiiert wurde dies durch die nach der Wende gegründete Treuhand-Anstalt Berlin.

Ebenfalls im Herbst des Jahres 1949 erblickte René F. Wilfer das Licht der Welt und ahnte noch nicht, dass damit bereits seine erste Verbindung zu der PIKO Modelleisenbahn entstanden war. Diese wurde in den folgenden Jahren immer stärker und bereits in jungen Jahren interessierte er sich für Modelleisenbahnen. Sein Wunsch war es, später einmal selbst Modelleisenbahnen herzustellen – ein Wunsch, welchen ihm das Schicksal einige Jahre später erfüllen sollte.

Der Schritt in die Selbstständigkeit

Zu Beginn der 1990er Jahre sollte die Übernahme des ehemaligen Volkseigenen Betriebes VEB PIKO Sonneberg durch die Treuhand-Anstalt beinahe das Aus für das traditionsreiche Unternehmen bedeuten. Doch es kam anders.

Nach der Wende besuchten Dr. René F. Wilfer und seine Frau Ortrun D. Wilfer Unternehmen in der ehemaligen DDR, um die dort herrschenden unternehmerischen Strukturen und Abläufe kennenzulernen. Beide waren bereits seit einigen Jahren erfolgreich im Modellbahngeschäft tätig und so führte sie ihr Weg unter anderem auch zur PIKO in Sonneberg. Im Jahr 1991 besichtigte das Ehepaar Wilfer zweimal die Räumlichkeiten des Betriebes, in dem zu dieser Zeit über 800 Mitarbeiter beschäftigt waren. Die dargelegten Bedingungen für einen möglichen Erwerb des Unternehmens weckten zunächst jedoch kein gesteigertes Kaufinteresse.

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse im Jahr 1992 sollte sich das Blatt jedoch wenden. Der damalige Aufsichtsrat der PIKO GmbH Sonneberg wandte sich mit der Aufforderung an Dr. René F. Wilfer, die Möglichkeit, PIKO zu kaufen, noch einmal konkret zu überlegen. Aufgrund der Treuhand-Verwaltung hatte sich die Mitarbeiterzahl deutlich auf etwa 250 reduziert und ein Verkauf stand kurz bevor.

Seinen Wunsch aus Kindertagen, sich einmal mit einem Produktionsunternehmen im Spielwaren- oder Hobbybereich selbstständig zu machen, teilte auch seine Frau Ortrun D. Wilfer. Nach einigen Gesprächen mit befreundeten Bänkern und einer Reihe von Ideen im Koffer entschied sich Dr. Wilfer schlussendlich dazu, seinen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Im April 1992 gründete er die PIKO Spielwaren GmbH, welche anschließend der Treuhand-Anstalt ein Angebot für die Übernahme des gesamten Produktionsbereiches Spielwaren und Modellbahn, den Formenbau und die Produktionsanlagen unterbreitete. Im Anschluss folgten langwierige Verhandlungen, welche ihren Höhepunkt am 30.04.1992 fanden. Obwohl einige in letzter Minute vorgebrachte Bedingungen der Treuhand den Vertragsabschluss beinahe scheitern ließen, unterschrieben die Vertragspartner fünf Minuten vor zwölf den Vertrag.

Der Weg an die Spitze

Am Morgen des 1. Mai besuchten Dr. Wilfer und seine Frau erstmals „ihr Unternehmen“. Dank des Feiertages konnten sie die Räumlichkeiten alleine und in Ruhe besichtigen und sich einen Überblick über die Ausgangslage verschaffen. Während sich die Produktionsanlagen in einem eher schlechten Zustand befanden, glänzte die Verwaltung mit modernster Ausstattung. Nach diesem ersten Eindruck folgte am Montag, den 04. Mai 1992 die offizielle Schlüsselübergabe. Am gleichen Tag fanden zudem die erste Abteilungsleitersitzung sowie die erste Betriebsversammlung unter der neuen Unternehmensleitung statt. Hier präsentierten die neuen Besitzer ihr langfristiges Konzept für das Unternehmen und es gelang ihnen, das Vertrauen der „Mitarbeiter der ersten Stunde“ zu gewinnen und langfristig zu erhalten.

In den Anfangsjahren wurden die bestehende Organisationsstruktur aufgebrochen und ein neues Führungsverhalten etabliert. Der Fokus des unternehmerischen Handelns wurde verstärkt auf die kontinuierliche Steigerung der Modellqualität gelegt. Um dieses Ziel langfristig zu realisieren, waren aufgrund der Beschaffenheit der Produktionsstätten eine Reihe von Investitionen erforderlich. Zunächst erfolgte eine Renovierung der Räumlichkeiten und es wurden neue Maschinen für die Kunststoffspritzerei angeschafft. Die Entwicklungsabteilung erhielt eine modernste CAD-Anlage mit 3D-Funktion, welche den bereits recht hohen technologischen Stand des Formenbaus weiter verbesserte. Ebenfalls im Sinne der Qualitätssteigerung wurden die Tampondruckerei und die Farbspritzerei modernisiert. Infolge der veränderten Unternehmensstrukturen rückten die Abteilungen, nicht nur im übertragenen Sinne, näher zusammen, wodurch schlussendlich auch die betrieblichen Abläufe effizienter gestaltet werden konnten. Stets begleitet vom Rückhalt seiner Mitarbeiter gelang es Dr. René F. Wilfer auf diese Weise, aus dem stark heruntergewirtschafteten Betrieb ein Unternehmen zu machen, welches heute weltweit zu den bedeutendsten Herstellern für Modelleisenbahnen in den Spuren H0, G, TT und N gehört.

Tradition trifft Innovation

Bereits in den ersten Jahren begeisterte das Unternehmen unter der Leitung von Dr. René F. Wilfer viele Modellbahner mit interessanten Neuheiten. Hierzu zählten das Modell der BR 82 sowie der Knickkessel-Tankwagen, welche beide die Auszeichnung zum „Modell des Jahres 1995“ erhielten. Diese Innovationskraft, gepaart mit einem überdurchschnittlichen Qualitätsanspruch, hat sich das Unternehmen über die vergangenen 30 Jahre hinweg erhalten. Aufgrund dessen kann man heute zu Recht behaupten, dass das Traditionsunternehmen PIKO das innovative Handeln zu einem Teil seiner eigenen Persönlichkeit gemacht hat.

Zu Beginn eines jeden Kalenderjahres präsentiert Dr. René F. Wilfer die Neuheiten, auf deren Auslieferung sich die PIKO Fans in den darauffolgenden Monaten freuen können. Alleine für das Jubiläumsjahr 2022 hat das Unternehmen über 400 Neuheiten angekündigt, darunter sieben vollkommen neu konstruierte Loks und zwei neukonstruierte Wagen im Bereich H0. In der Spur N erscheinen zwei neuentwickelte Loks, eine weitere in TT und die Gartenbahner können sich auf eine neuentwickelte Lok sowie auf zwei formneue Wagen freuen.

Modelle aus einer Hand

Seit jeher war die gesamte Wertschöpfungskette bei PIKO unter einem Dach angesiedelt. Dies erkannte Dr. Wilfer bereits im Jahr 1992 als einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Es erscheint vor diesem Hintergrund wenig überraschend, dass der Firmenchef bis zum heutigen Tag bemüht ist, diesen Vorteil aufrechtzuerhalten.

Anders als andere Modellbahnhersteller am Markt hat PIKO daher seit dem Jahr 2006 ein eigenes Werk in Chashan in der Provinz Guangdong in China, in welchem über 450 Mitarbeiter beschäftigt sind. Dort wird der überwiegende Teil der Lokomotiv- und Wagenmodelle der Spuren H0, TT und N gefertigt. Die Produktion der größeren Gartenbahnmodelle verblieb dagegen über die Jahre am Standort in Sonneberg, an welchem aktuell circa 175 Mitarbeiter in der Entwicklung, Produktion und Verwaltung tätig sind. Dank der eigenen Produktion in Fernost kann das Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Produkten der Konkurrenz sichern und, mittels regelmäßiger Besuche des Firmenchefs in Chashan, zeitgleich den eigenen Qualitätsansprüchen gerecht werden.

Auch im Bereich der Digitalisierung von Modellen geht das Unternehmen seit ein paar Jahren einen anderen Weg als Teile des Wettbewerbes. Nachdem früher auch bei PIKO Digitaldecoder zugekauft wurden, verfügt das Unternehmen seit 2015 über eine eigene Elektronikabteilung. Ziel war und ist es, unabhängig von den Entwicklungen am Markt sowie von Reaktionszeiten der Zulieferer zu werden. Das erste Ergebnis dieser Entscheidung ließ nicht lange auf sich warten und so präsentierte das Unternehmen auf der Spielwarenmesse 2017 den H0 Messwagen, welcher bis heute fester Bestandteil des H0 Sortiments ist. Es handelt sich dabei um ein Instrument, mit welchem neben der Geschwindigkeit und der zurückgelegten Strecke des Zuges auch die Steigung und Neigung der Gleise auf der Anlage gemessen werden kann. Der Erfolg gab PIKO Recht und so sind für das Jubiläumsjahr 2022 entsprechende Wagenmodelle in den Spuren TT und G geplant.

Einen weiteren Meilenstein stellt die vollständig in Eigenleistung entwickelte und im Jahr 2022 vorgestellte Digitaldecoder-Familie der „PIKO SmartDecoder XP 5.1“ dar. Die Entwicklung umfasst sowohl Digitaldecoder mit als auch ohne Sound und bietet eine Digitalisierungsmöglichkeit für Modelle in allen vom Unternehmen angebotenen Spurgrößen.

Ein Unternehmen für alle Zielgruppen

Eine optimal funktionierende und bis ins letzte Detail perfekt ausgestaltete Miniatur des Vorbildes, welche ihrem Besitzer über eine lange Zeit Freude bereitet – es sind hohe Ansprüche, welche der Firmenchef an seine Modelle stellt. Dabei ist es ihm sehr wichtig, dass diese nicht nur für einen gut gefüllten Geldbeutel erschwinglich sind. PIKO Modelle sollen für jeden verfügbar sein, der Freude am Modelleisenbahn-Hobby hat oder diese gerne entdecken möchte. Aus diesem Grund präsentiert das Unternehmen jedes Jahr neue Start-Sets, welche alles enthalten, um die erste eigene Bahn im heimischen Wohnzimmer oder Garten in Betrieb zu nehmen. Dabei sind die Gleise und Modelle universell mit dem gesamten Sortiment der entsprechenden Spurweite kombinierbar. Im H0 Sortiment bietet PIKO seinen Kunden darüber hinaus verschiedene Modellsegmente an, welche die unterschiedlichen Ansprüche von Einsteigern, langjährigen Modelleisenbahnern und Sammlern ansprechen. Das Preis-Leistungsniveau der Modelle ist hierbei über alle Segmente hinweg anerkannter weise hoch.

Ein Blick nach vorne

Die vergangenen 2 Jahre sowie die aktuellen Entwicklungen stellten die ganze Welt und somit nicht zuletzt das Unternehmen PIKO zunehmend vor Herausforderungen. Lieferketten wurden gestört oder sind vollständig zusammengebrochen, der Warentransport wurde eingeschränkt und nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, und nicht zuletzt nahmen die Spannungen in den internationalen Beziehungen zu. Dennoch blickt das Unternehmen positiv in die Zukunft.

Die Modellbahn bietet einen Ruhepol für viele, welche der Hektik des Alltags entfliehen und in andere Welten eintauchen möchten. PIKO trägt seinen Teil dazu bei, diese Oase nachhaltig mit frischen Ideen und interessanten, hochwertigen und langlebigen Produkten zu versorgen. Hierfür ist das Unternehmen bestens gewappnet.

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